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Der Saltner

Der Weingartenhüter aus “alten” Zeiten

Der Saltner wird heute den meisten wohl kein Begriff mehr sein. Die Großeltern jedoch werden wohl noch Bekanntschaft mit dem Saltner gemacht haben.
Wenn man vom Saltner spricht, so ist im allgemeinen ein Weingartenhüter gemeint, abenteuerlich gekleidet in Ledergamaschen und ledernen Bundhosen, um den Bauch einen breiten, bestickten Ledergurt. Sein Wams, gleichfalls aus Leder, hat geschlitzte Ärmel, so dass das Hemd zu sehen ist. Um den Hals trägt der Saltner eine Kette, an der unter anderem Eberzähne und Gebisse von kleinen Nagetieren hängen. Der große Hut ist üppig mit Hahnen-, Pfauen- und Spielhahnfedern verziert. An der Krempe sind Fuchsschwänze befestigt, die dem Furcht erregenden Gesellen links und rechts vom Gesicht herabhängen. In der Hand hält er sein Arbeitswerkzeug: einen hellebardenartigen Spieß.
Die Saltner wurden jedes Jahr neu gewählt. Nach der Wahl, dem „Saltnersetzen“ am Sonntag vor Jakobi (25. Juli), hatten sie sich auf ihr Amt vorzubereiten. Rechte und Pflichten waren in „Saltnerordnungen“ niedergelegt. Am Tag Maria Himmelfahrt (15. August) begann in der Regel der Dienst. Dieser bestand in der Aufgabe, Vögel und Diebe im Weingut zu vertreiben und abzuschrecken. Außerdem leisteten die Saltner nützliche Arbeiten, indem sie unter anderem dem Bauern halfen, Zäune zu flicken, niedergebrochene Pergeln aufzurichten oder lose Reben wieder festzubinden. Die  „Saltnerpratze“, eine am Anfang des bewachten Reviers, der „Huet“, angebrachte hölzerne oder blecherne Hand, war das sichtbare Zeichen, dass hier ein Flur- und Weingartenhüter wacht. Vom Betreten des Weinguts war also tunlichst abzuraten! Während der Saltner in der Zeit vor der Wimmet (Lese) so menschenscheu zu sein hatte, dass er an einem Frauenzimmer nur im Dreipergelabstand vorbeigehen durfte, lockerte sich dies mit dem Beginn der Traubenernte. Jetzt besuchte er zweimal am Tag die Wimmerinnen (Pflückerinnen), um ihnen die Rebmesser zu schärfen. Der Saltner war im Dorf wohl sehr angesehen, und das Feld- und Weinberghüten war anscheinend auch eine einträgliche Arbeit. Für den Lohn des Saltners mussten die Weinbauern aufkommen, deren Besitzungen er gehütet hatte. Mit dem 1. Weltkrieg verschwanden diese Flurwächter fast völlig; lediglich im Überetsch haben sie sich noch – jedoch ohne Tracht – eine Weile gehalten.
Die Figur des Saltners in seiner abenteuerlichen Schrecktracht kann man im Weinmuseum in Kaltern bewundern.

Quelle: „Die guten Weine Südtirols“, Weinmuseum Kaltern
Copyright Fotos TV Eppan/J. Fein